Die Audi Soundingenieure Rudolf Halbmeir und Stephan Gsell haben den Sound des Audi e-tron GT quattro entwickelt. Ein Einblick in den Entstehungsprozess, Inspirationsquellen und Herausforderungen.
Sound ist ein stetiger Begleiter in unserem Leben, fast omnipräsent durchdringt er unseren Alltag. Dabei zeigt er sich in ganz unterschiedlichen Facetten – mal ist es das sanfte Rauschen des Windes in den Baumwipfeln, mal die heitere Betriebsamkeit der Stadt. Es kann Regen sein, der leise und mit seinem ganz eigenen Rhythmus auf eine Fensterscheibe prasselt, ebenso wie die Mischung aus frenetischem Beifall und Fangesängen einer Menschenmenge im Stadion. Sound kann Emotionen auslösen und Erinnerungen wachrufen. Und er ist immer auch ein signifikantes Erkennungsmerkmal. Das gilt vor allem für unsere Mobilität.
Das ist das Fachgebiet der beiden Audi Soundingenieure Rudolf Halbmeir und Stephan Gsell. Sie bringen nicht nur ein unglaublich feines Gehör mit, sondern auch jede Menge Erfahrung. Sounddesigner Rudolf Halbmeir befasst sich seit knapp 20 Jahren mit dem Klang der Fahrzeuge. Durch die Elektromobilität hat sich die Aufgabenstellung in diesem Bereich gewandelt. Halbmeir: „In den ersten neun Jahren bei Audi habe ich mich hauptsächlich damit befasst, Autos mit Verbrennungsmotoren leiser zu machen. Dann fragte mich mein damaliger Vorgesetzter, ob ich Interesse hätte, Sounds für elektrisch angetriebene Modelle zu kreieren.“ Vor knapp fünf Jahren erweiterte Stephan Gsell das Team. Auch er sollte anfangs Fahrzeuge leiser machen – dann kam das erste Hybridmodell von Audi, und die Aufgabenstellung änderte sich.
Heute sind sie dafür zuständig, den e-tron Modellen von Audi eine akustische Signatur zu geben. Dabei gilt es rechtliche Anforderungen zu beachten, aber auch den individuellen Charakter eines Fahrzeugs. Keine leichte Aufgabe, wie Rudolf Halbmeir sagt: „Wir müssen viele Anforderungen unter einen Hut bringen. Komfort spielt eine Rolle – und manche Sounds mögen sich cool anhören, aber passen vielleicht nicht zum jeweiligen Fahrzeug.“ Den Inspirationsquellen auf dem Weg zum idealen Audi Sound sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Rudolf Halbmeir
Soundingenieur Rudolf Halbmeir befasst sich bereits seit rund 20 Jahren mit dem Sound der Audi Modelle.
Soundingenieur Rudolf Halbmeir befasst sich bereits seit rund 20 Jahren mit dem Sound der Audi Modelle.
„Der Sound eines Autos ist mit Musik zu vergleichen. Simultan mit einer Titelmusik braucht er eine Art Hookline – also eine eingängige Melodie, die als Wiedererkennungsmerkmal dient. Um die Grundlage für den Sound des Audi e-tron GT quattro zu finden, habe ich alles Mögliche ausprobiert – von der Geige über die E-Gitarre bis zum Didgeridoo, einem Blasinstrument aus Australien. Aber das alles hat nicht richtig gepasst. Daraufhin habe ich angefangen mit Alltagsgegenständen herum zu experimentieren und bin schließlich fündig geworden. Ich habe einen Lüfter an einem Ende eines zylindrischen Gegenstands vor die Öffnung gestellt und am anderen Ende gehorcht, was herauskam. Das war ein ganz spezielles, tiefes Wummern – und ich wusste sofort, dass ich die Soundbasis gefunden hatte“, erinnert sich Halbmeir.
Die Basis zu finden, ist ein erster wichtiger Schritt in der Entwicklung eines Automobil-Sounds, aber es braucht auch Abstufungen: Tiefe Frequenzen vermitteln Eindrücke von gelassener Kraft, mittlere transportieren Sportlichkeit und Agilität. Hohe Frequenzen sorgen für eine gewisse Brillanz und passen gut zur elektrischen Klangkulisse eines Elektrofahrzeugs.
Die Erarbeitung der Feinheiten ist Ingenieursarbeit, die sowohl im Soundlabor von Audi stattfindet als auch am Computer im Büro. Ein eigens entwickeltes Programm, das Parallelen zu kommerzieller Software für das Kreieren von Musik aufweist, dient dabei als Tool. „Als wir anfingen, uns mit der Soundentwicklung für die Elektromodelle von Audi zu befassen, mussten wir leider feststellen, dass es keine adäquate kommerzielle Software dafür auf dem Markt gab – also haben wir kurzerhand unsere eigene programmiert“, erklärt Stephan Gsell.
Mit diesem technischen Hilfsmittel entwickelten Halbmeir und Gsell die Frequenzstruktur immer weiter. Am Ende entstand ein fein abgerundetes Sample aus 32 Klängen. Darunter: nachbearbeitete Synthesizer-Töne, Geräusche ähnlich denen, die ein Akkuschrauber erzeugt, oder etwa Aufnahmen eines Modellhubschraubers. Auch das Kunststoffrohr hat es natürlich in das Repertoire geschafft – sogar in mehreren Varianten. „Unser Sound entsteht immer wieder neu, indem der Algorithmus die Einzeltöne unterschiedlich abmischt und gewichtet. Auch wenn es Parallelen zu Musikstücken gibt, sind da auch Unterschiede, beispielsweise dass die Einordnung in Anfang, Mittelteil und Ende nicht funktioniert", verdeutlicht Gsell. „Es ist ein fortwährender Klang. Der Sound des Audi e-tron GT quattro muss sich in jeder Fahrsituation gut anhören. Und natürlich kraftvoll und interessant.“
Stephan Gsell
Auch Stephan Gsell ist bei Audi dafür zuständig, das Fahrerlebnis mit einem optimalen Hörergebnis zu ergänzen.
Auch Stephan Gsell ist bei Audi dafür zuständig, das Fahrerlebnis mit einem optimalen Hörergebnis zu ergänzen.
Den rechtlichen Vorschriften entsprechend bringt der Audi e-tron GT quattro das gesetzlich erforderliche Akustische Fahrzeug-Warnsystem (AVAS) mit. Dieses ist in der EU und in China bei einer Geschwindigkeit bis 20 km/h und in den USA bis 32 km/h vorgeschrieben. So soll im Stadtverkehr durch den Außensound die akustische Wahrnehmbarkeit für Passanten gewährleistet werden. Das Spektrum des Sounds des Audi e-tron GT quattro geht jedoch weit über diese Vorschriften an das AVAS hinaus.
Abgespielt wird der Außensound über einen Lautsprecher in der Fahrzeugfront. Mit dem optionalen e-tron Soundpaket kommt ein weiterer Lautsprecher im Heck hinzu sowie zwei Innenlautsprecher in den hinteren Türen. Rudolf Halbmeir beschreibt den Sound des Gran Turismo: „Wir haben bewusst keinen Verbrennungsmotor imitiert und kein Raumschiff aus einem Science-Fiction-Film. Der Sound des Audi e-tron GT quattro ist sportlich-voluminös und hochwertig zugleich – und klingt dabei klar und differenziert. Er vereint bekannte Klangmuster mit neuen, futuristisch wirkenden Elementen.“
Innen- sowie Außensound werden jeweils von einem Steuermodul geregelt. Die beiden Steuereinheiten mischen den Sound des Audi e-tron GT quattro permanent neu ab, abhängig von Faktoren wie Geschwindigkeit oder Fahrpedalstellung. Die Anpassung auf die Fahrsituation erfolgt in Echtzeit. Auch die Fahrmodi spielen dabei eine Rolle: Die Soundcharakteristik ist in mehreren Stufen über das serienmäßige Fahrdynamiksystem Audi drive select regulierbar. Zur Verfügung stehen drei Auswahlmöglichkeiten – efficiency, comfort und dynamic. Der Fahrer kann ganz nach Belieben einstellen, wie der Sound des rein elektrisch angetriebenen Gran Turismo abgerufen werden soll.
Im Modus efficiency beschränkt sich das Fahrzeug auf den AVAS-Warnklang. Im Profil comfort kommt zusätzlich der hintere Außenlautsprecher ins Spiel, der den Außensound noch voller macht. Er bleibt bis über 200 km/h aktiv. Im Modus dynamic wird der Außensound lauter, und auch der Innensound kommt hinzu. Der Audi e-tron GT quattro ist somit das erste elektrisch angetriebene Modell von Audi, bei dem das Hörerlebnis auf individuelle Wünsche angepasst werden kann – von der Ruhe des elektrischen Antriebs bis zu einer kraftvollen Klangkulisse. Denn nicht nur Sound hat viele Facetten, sondern auch die Individualisierungsmöglichkeiten von Audi.
Audi e-tron GT quattro Außensound – 1./2. Außenlautsprecher 3. Antriebssteuergerät 4. Steuermodul Außensound.
Audi e-tron GT quattro Innensound – 1./2. Innenlautsprecher 3. Antriebssteuergerät 4. Steuermodul Innensound
Audi e-tron GT quattro Außensound – 1./2. Außenlautsprecher 3. Antriebssteuergerät 4. Steuermodul Außensound.
Audi e-tron GT quattro Innensound – 1./2. Innenlautsprecher 3. Antriebssteuergerät 4. Steuermodul Innensound